Aus dem Denglisch-Safe von Robert Tonks (07-2013)
“i BAD” – AND HOW DO YOU “DOOSH”?
FEATURES “BAD” STAR STEFAN RAAB
Mit dem Vorsatz, etwas Lustiges über die schräge Verwendung von Anglizismen in der deutschen Sprache zu machen, hielt ich einen Vortrag, mit dem ich offensichtlich einen Nerv traf. Angesichts der sehr großen Resonanz des Vortrags bot mir ein befreundeter Berater an, eine entsprechende Webseite zu entwickeln.
Unter dem Motto „Learning by Laughing“ erblickte 2010 das Projekt „It is not all English what shines“ das Licht der Welt <www.robert-tonks.de> und hatte rasch eine Fangemeinde.
Die Bücher
„It is not all English what shines – English makes German Werbung funny!“ (2011)
(Amazon-Link hier)
sowie “Denglisch in Pool Position – English makes German Werbung funny! 2“ (2012)
(Amazon-Link hier)
brachte ich anschließend heraus.
Das erste Foto, welches mir zu Beginn des Web-Projektes zugesandt wurde, zeigte den Kleinlaster eines Handwerkers mit der Aufschrift in Kleinbuchstaben „bad design“. Ausgehend von der Annahme, dass das Kleinschreiben von Substantiven einen Anglizismus darstellt, fühlte ich mich mehr als nur geneigt, diese Botschaft auf Englisch, als schlechtes Design zu deuten (bad=schlecht). Anschließend fand ich im Internet zahlreiche Bad-Designer aus dem deutschsprachigen Raum.
Ein ganzer Wirtschaftssektor im weltweiten Netz, der auf „bad design“ beruht?
Es gibt sogar einige „mega bad design online shops„! Finden Sie da ein deutsches Wort? Das erschien mir und scheint mir heute noch lustig. Jedenfalls hat sich Englisch im globalen Zeitalter unter anderem mit Hilfe des Internets zur derzeit dominanten Lingua franca entwickelt.
Und was ist heute mit der denglischen „bad“-Werbung los?
Neulich in Paderborn stieß ich auf eine Wortformation in einer Hochglanzbroschüre für Badezimmergestaltung „iBad Multimedia Wellness„. Es gibt iPhone, iPod und iPad, warum also nicht iBad? „Ist doch cool, am Puls der Zeit“, wird sich der Erfinder dieses modern klingenden Konzepts für die Badezimmergestaltung gedacht haben.
Demgenüber dachte ich darüber nach, ob das nun eine positive Werbebotschaft im denglischen Sinne sein soll, (nach dem Motto: Mir wird es im angebotenen Hi-Tech Fernbedienungsbadezimmer mit modernster Fernsehtechnik und Raum füllender Akustik gut gehen) – oder eine eher doch negative Botschaft im englischen Sinne (nach dem Motto: Mir wird es in meinem Wohlsein (=wellness) schlecht (=bad) gehen). „iBad Multimedia Wellness?“
Mein mich begleitender Cousin aus London ahnte Böses und sah sich bei schlechter Akustik unter undichten Badewannen, kalten Saunen und dem antidienstleistenden Massagepersonal.
„Oder“, fragte er mich, „ist es mir hier wohl (=well) als Belohnung dafür, dass ich schlecht bin (= „I bad“). Erinnere dich doch an die Bad World Tour von Michael Jackson Ende der 1980er Jahre.“
Die war sicher keine Wanderausstellung deutscher Bad Designers, sondern die bis dahin weltweit größte Konzerttournee!
Ohne Zweifel machte Jackson das englische Wort „bad“ international zum Kult.
Ein ähnliches Wechselbad der Gefühle erlebte ich nur wenige Wochen später, als mir ein Leser aus Worms ein Foto übersandte mit einem dortigen Firmenangebot: „Bad Live Workstation„.
Hier ist selbst die deutsche Aussage mehrdeutig. Soll ich etwa vor laufenden Fernsehkameras mit einem PC in der Badewanne arbeiten?
Oder soll ich in diesen abgebildeten Laden rein gehen und an einem Computer mein Badezimmer selbst virtuell zusammenstellen?
Vermutlich ist Letzteres der Fall.
Die englische Deutung hingegen verheißt nur schlechtes. Was ist nun attraktiv an einem schlechten Gerät? Und warum sollte ich es live erleben? Als Brite muss ich sagen: „Bad live work station? Keep it for your own use only!” Frage: Haben Sie sich übrigens schon überlegt, warum die Stadt Worms kein Kurort ist? Antwort: Stellen Sie sich einfach „bad worms“ vor. Wanderwürmer (= walking worms) habe ich auf der städtischen Webseite bereits entdeckt.
Vor wenigen Wochen stellte der bekannte Entertainer, Moderator und Musikproduzent Stefan Raab ein neues Produkt in „Wetten, dass …?“ den Duschkopf mit dem denglischen Namen „Doosh“ vor.
Ich besuchte die Webseite für das Produkt und entdeckte: „Butlers’ Made for Your Home – Bad – Doosh“ . Wie muss ich das im globalisierten Zeitalter lesen? Als Brite oder als Deutscher? Die jeweiligen Deutungen könnten kaum weiter auseinander liegen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich als Brite zunächst etwas, was „doosh“ (???) heißt. Zur Intimwirkung von „doosh“ auf amerikanische oder britische Ohren komme ich weiter unten. Aber warum ist Raabs Produkt schlecht? Unter dem Strich ist „bad“ auf Englisch die negative Werbebotschaft schlechthin.
Und was macht Stefan Raab da mit seinem „doosh“? Es gibt Dinge, die man nicht unbedingt wissen will. Oder in diesem Fall vielleicht doch. „How do you doosh?“, so lautet der denglische Werbespruch zu Raabs Duschkopf. Aus dem deutschen Wort „Dusche“ (auf Englisch: „shower“) wurde ein denglischer Begriff entwickelt. Das Wort „doosh“ besteht in dieser Schreibweise im Englischen nicht. „How do you doosh?“
Tja. Was hier womöglich in deutschen Ohren cool klingt, hört sich für mich albern bis völlig schräg an. „Doosh“ ruft vom Klang her bei meinen Landsleuten ein klares Bild hervor. Denn ausgesprochen wird „doosh“ wie „douche“, ein medizinischer Terminus, mit dem im angelsächsischen Kulturkreis etwas ganz anderes assoziiert wird, als vermutlich von Raab beabsichtigt: Aus der französischen Sprache stammend heißt „douche“ im Englischen nämlich Höhlenspülung, insbesondere Intimspülung für Damen.
Weitere Funktionsvarianten gibt es für die diversen Höhlen des menschlichen Körpers.
Zudem bezieht sich ein „Douchebag“ einerseits auf eine Vorrichtung, die als Spülspender eingesetzt wird und andererseits auf eine unangenehme Person. Mit anderen Worten: „Doosh“ hat einen gewissen Klang in den Ohren meiner britischen, amerikanischen und australischen Verwandten und Bekannten, der von der mit „doosh“ intendierten Werbebotschaft entscheidend abweicht.
Ich habe sie gefragt. They were amused! Der/Dem einen oder anderen ist fast das Telefon aus der Hand gefallen.
Ich fragte meine Nichte aus San Francisco am Telefon, ob sie „Butlers’ Made for Your Home – Bad – Doosh?” kenne. “Douche yourself, you douchebag!“, antwortete sie süffisant.
Warum sollte sie sich eine schlechte Intimspülung zuhause antun? Wer sind außerdem die Butlers und was haben sie mit ihr zu tun?
Wird sich schließlich der, die oder das „doosh“ durchsetzen? Abwarten und vor allem „Tee to go“ trinken, wie ich neulich auf einem Pappbecher las.
Ich fragte den Verkäufer am Bahnhofskiosk, warum er einen meiner Lieblingsbuchstaben, nämlich „t“ (auf Englisch: „tee“ ), abzuschaffen (auf Englisch: to go) beabsichtigt; das heiße Getränk mit Milch schreibt sich auf Englisch doch „tea“.
Er verstand nur railway station.
i Bad? No, i Doosh so i Clean.
Yours truly
I, Robert